An dieser Stelle möchten wir Euch kurz die drei Redner vorstellen, die auf dem AE-Tag am 8. Oktober ihre Projekte und ihr Schaffen präsentieren werden. Den Anfang macht Michael Wörle, akademischer Maler in München. Der gebürtige Garmisch-Partenkirchner machte 1993 sein Abitur in Ettal. Im Interview erzählt er, warum seine Heimat und Ettal ihn bis heute prägen, was Kunst für ihn bedeutet und welche Themen im Mittelpunkt seines Schaffens stehen. In den kommenden Tagen folgen Interviews mit Steffen Kehrle und Christopfer Weil, ebenfalls Referenten des AE-Tags 2016 „KUNST und DESIGN – Widerspruch und Lebensfreude“.
Altettaler.de: "Kunst macht Unsichtbares sichtbar" - unter diesem Motto wird Dein Vortrag beim Altettaler-Tag in München stehen. Was bedeutet dieser Satz für Dich?
Michael Wörle: Ich habe im Laufe meiner Tätigkeit als Bildender Künstler erfahren, dass "Unsichtbares sichtbar zu machen" zu meiner Lebensaufgabe gehört. Deshalb suche ich nach einem sinnlich erfahrbaren, bildnerischen Ausdruck für das, was mich innerlich bewegt. Benediktinisch gesprochen: Ich materialisiere, was das "Ohr des Herzens" erlauscht.
Wie kann Kunst das Unsichtbare sichtbar machen?
Nach meinem Erleben funktioniert das hauptsächlich über symbolhafte Bilder, Metaphern, die über das Offensichtliche hinausreichen und naturgemäß ein Geheimnis unter der Ästhetik verbergen. Es entstehen viele Schichten, die verschiedenste Interpretation zulassen.
Auf Deiner Homepage schreibst Du, die verletzliche Vitalität des Menschen sei das zentrale Thema Deiner Kunst. Wieso?
Die "verletzliche Vitalität" ist immer noch im Fokus meiner Figuren-Kompositionen. Ich überbrücke den scheinbaren Gegensatz von Lebenskraft und Verletzlichkeit. Durch die malerische Auseinandersetzung, versuche ich diesen aufzulösen.
Wie äußert sich dieses Thema in Deinen Werken?
Indem ich Figuren darstelle, die sowohl kraftvoll als auch sensibel erscheinen. Auf diese Weise ist es mir möglich, den Schmerz als Lehrer bewusst greifbar zu machen.
Deine Bilder verbinden oft realistische Themen mit Irrealem. Was ist der Grund dafür?
Es liegt daran, dass ich mich viel in archetypischen Gedankenkmustern bewege, die eine Verbindung zwischen Rationalem und Mystik schaffen. Ein konkretes Beispiel: nach dem Erwachen, wenn Traumbilder präsent sind, ordnet mein Verstand diese ein und macht sie für meine Werke nutzbar.
Deine künstlerische Ausbildung hat Dich nach München, Granada, Madrid, New York und Rom gezogen. Ist Dir trotzdem Ettal als Heimat wichtig geblieben?
Ich bin stark verbunden mit meiner oberbayerischen Heimat, den Orten meiner Kindheit und Jugend. Ettal ist und bleibt ein wichtiger Teil davon. Für mich sind diese Wurzeln gerade jetzt sehr wichtig, da der Wert von kultureller Identität stark herausgefordert wird. Ohne gesunde Wurzeln, wäre ich ein Spielball der Umstände.
Hat dich die Schule in Ettal auch in Deiner Kunst geprägt?
Ettal ist von einer energiereichen, schönen Natur umgeben, die von der Architektur sogar noch gesteigert wird. Alleine das war schon sehr prägend. In Schule und Internat habe ich wichtige Impulse bekommen, den Künstler in mir wertzuschätzen. Dafür bin ich sehr dankbar. Rückblickend sehe ich Licht und Schatten und erkenne, dass mich beides weitergebracht hat und meiner künstlerischen Entwicklung dienlich ist.
Das Interview führte Bene Bögle
Foto: Nils Paul
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