Desinfektionsmittel statt Weihwasser

27.04.2020

Corona im Kloster. Dass in diesen Wochen vieles anders ist als üblich, das merkt man schon, wenn man vormittags in den Hof vor der Basilika kommt. Es herrscht Stille.

Keine Schüler, die sich in der großen Pause sonnen. Keine Touristen, die in die Basilika strömen oder vor dem Tor auf die Führung warten. Keine Schlangen im Klosterladen und auch kein gemütlicher Kaffee auf der Sonnenterrasse des Café 1330. Ganz zu schweigen von den Gottesdiensten in der Kirche, sie ist immer geschlossen, wenn wir Mönche morgens und abends zusammenkommen.

Corona im Kloster: wenn man durch die Klausurtür geht, sieht man die Änderung sofort. Im Eingang des Refektoriums bleibt das kleine Weihwasserbecken leer, stattdessen ein Desinfektionsmittel-Spender. Direkt gegenüber. Und wenn wir Mönche gemeinsam zu den Mahlzeiten gehen, nutzt mancher dieses noch schnell vor dem Kreuzzeichen. Bei der Mahlzeit erlebt man die nächste Veränderung: Abstand halten! Wo sonst 5 Mitbrüder an einem Tisch sitzen, sind es jetzt nur 3, auch in der Hauskapelle wird immer ein Platz freigehalten, um zumindest ein wenig die Vorschläge umzusetzen, die das RKI uns und ganz Deutschland gibt.

Nicht zuletzt spüren wir den Unterschied in unserem Tagesablauf. Das muss ich besonders als Präfekt im Internat sagen: Wir hatten Zeit und Notwendigkeit für Neues: im Internet, schulisch wie auch spirituell. So bemühten wir uns in den vergangenen Wochen, unser klösterliches Social Media Engagement ein wenig zu intensivieren. Auch wenn wir keine Gottesdienste streamen, die Menschen sollten an unserem Beten teilhaben. So gab es auf Facebook und Instagram eine Woche lang täglich je eine Strophe unseres Ettaler Liedes und in der Karwoche jeden Tag einen kurzen Video-Impuls von Abt Barnabas als Vorbereitung auf Ostern.

In den verschiedenen Arbeitsbereichen unseres Klosters hat sich in den vergangenen Wochen vieles verändert.

Die Lehrerinnen und Lehrer geben ihre Lerninhalte nicht mehr direkt – face to face – an die Schülerinnen und Schüler weiter, sondern müssen sich um neue Wege der Wissensvermittlung mühen. Nachdem in den ersten Wochen Lerninhalte als Texte, Arbeitsblätter oder Erklärvideos per Mebis, Email oder Microsoft Teams verschickt, besprochen und korrigiert wurden, gibt es mittlerweile auch ein Tool für virtuellen Unterricht.

Auch die Klosterbetriebe haben sich auf die neue Situation eingestellt. Im Klosterhotel (www.ludwig-der-bayer.de) kann man sich Speisen abholen – besonders zu Ostern eine gute Idee. Oder sich tagsüber ein Zimmer als „Hotel Office“ mieten. Die Brauerei (www.ettaler.de) bietet einen Bringdienst für Ettaler Produkte im Landkreis Garmisch an. Und - was bundesweit in die Nachrichten kam - Frater Vitalis stellt in der Destillerie (www.ettaler.de/liqueurmanufaktur/) keinen Liqueur sondern Desinfektionsmittel für die Kliniken der Umgebung her, „Klostergeist 2.0“ nennen das die Medien.

Kommen wir aber zurück ins Kloster: Es hat sich noch mehr geändert. Auf Initiative der jüngeren Mitbrüder haben wir uns in der Zeit ohne direkten Unterricht noch etwas mehr Zeit zum Beten genommen. Jeden Tag von 17.00 Uhr bis 17.30 Uhr gab es das Angebot einer eucharistischen Anbetung in der Hauskapelle, in der wir besonders in den Anliegen gebetet haben, die uns von außerhalb des Klosters angetragen wurden. Denn die „Außenwelt“ war ja von unseren Gebetszeiten selbt in der Karwoche und zu Ostern ausgeschlossen. Die Gottesdienste der Karwoche begingen wir im Chorsaal - direkt über der Sakristei - um die Kirche währenddessen weiter offen lassen zu können. Auch für die Gemeinschaft eine schöne Erfahrung, waren doch auch unsere Vorgänger vor 250 Jahren täglich in diesem Raum. Ab der Osternacht zogen wir wieder in die Basilika ein. Aber ohne Gemeinde und ohne Gäste nur im Chorraum. Die Osterkerze in unserer Mitte. Zwar ohne Osterfeuer, ohne Weihwasserweihe – aber dafür mit alle biblischen Lesungen. Und schon seit langem jeden Tag besondere Vorsicht bei der Verteilung der Heiligen Kommunion. Das alles ist „Corona im Kloster“ geworden.

Auch wenn es wirklich eine seltsame Situation ist: Wir sind dankbar, dass wir als Hausgemeinschaft diese Gottesdienste nicht ausfallen lassen müssen und versichern Euch alle, dass wir Euch in unsere Gebete und Gottesdienste einschließen. Und wir versuchen so, das zu tun, was eben besonderer Auftrag der Mönche ist: stellvertretend zu beten für alle Menschen im Blick auf die Nöte der Welt und der Kirche.

 

Pater Benno Rehländer

 

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Pater Benno Rehländer